Fahrradstadt Kopenhagen

Am 01. Dezember 2011 begann die Zeit der Fahrradoffensive in Kopenhagen. In dieser Zeit wurde nämlich die dänischsprachige Fahrradstrategie 2011 - 2025 veröffentlicht und politisch manifestiert. Dieser wollen wir auf den Grund gehen, denn vorab sei gesagt, dass Kopenhagen im Jahre 2013, Amsterdam (zuvor seit 2009 fahrradfreundlichste (Groß-) Stadt der Welt (Quelle: Wikipedia, "Fahrradstadt" 21.01.2020, 18:54 Uhr)) ablöste und bis heute als vorzeige Stadt für Fahrradfahrer gilt. Das geht so weit, dass sich im Englischen sogar der Begriff "copenhagenize" für Städte mit besonderer Bevorzugung des Radverkehrs etabliert hat. 

Welche Motive hatte Kopenhagen, eine ambitionierte, langfristige Fahrradstrategie aufzusetzen? Es ging nicht darum Kopenhagen als Fahrradstadt zu vermarkten (zumindest nicht primär, obwohl ich mir vorstellen kann, das dies kein schlechter "Nebeneffekt" ist), sondern ist Teil der Strategie, Kopenhagen zur CO2-neutralen Umwelthauptstadt zu machen. Zusätzlich folgten die Fahrradpläne der offiziellen Gesundheitsstrategie. Laut Ayfer Baykal (Umweltbürgermeisterin) sei die Radverkehrsförderung folglich kein Ziel an sich, sondern ein Werkzeug für die Schaffung einer lebenswerten Stadt. 

Bei der Radstrategie wurden vier Kernthemen herausgearbeitet: Komfort, Geschwindigkeit, Sicherheit, Stadtleben. Als leichter zu quantifizierendes Hauptziel, soll der Radverkehrsanteil auf den Pendlerwegen auf über 50% steigen. 

Im folgenden betrachten wir, mit welchen Mitteln diese vier Kernthemen erreicht werden wollen:

Komfort:

  • Glatter Asphalt auf Radwegen (besonders dort wo vorher Kopfsteinpflaster war)
  • Verbesserte Schneeräumung auf Radwegen um ganzjähriges Radfahren zu ermöglichen
  • Effektive Abstellmöglichkeiten (Infrastruktur, Partnerschaften, Entfernung herrenloser Räder)
  • Service (Luftpumpen, Trinkstellen, Wetterberichte, etc.)
  • Partnerschaften mit Arbeitsstätten und Bildungseinrichtungen hinsichtlich Fahrradserviceeinrichtungen und Informationsangeboten
  • Bessere Bedingungen für in der Stadt Angestellte (Abstellmöglichkeiten, Umkleiden, Fahrradreparaturen usw.)
  • Entwicklung neuer Produkte (bewachtes Fahrradparken u.Ä.)
  • Kleine, leicht zum Radweg hin geneigte Mülleimer in richtiger Höhe
  • Beleuchtete Radstellplätze, die ca. 40 cm abgesenkt sind um nicht zu stören
  • Geländer und Fußstützen an Ampeln um beim Halt auf dem Sattel sitzen bleiben zu können
  • Grüne Wellen auf vielen zentralen Strecken bei einer Geschwindigkeit von 20km/h

Geschwindigkeit:

  • Fahrrad Highways (Routennetz in der Hauptstadtregion)
  • Abkürzungen u.A. durch die Freigabe von Einbahnstraßen 
  • Einsatz von Verkehrstelematik (ITS - Intelligent Transport System). So soll mit dem unterschiedlichen Verkehrsaufkommen zurechtgekommen werden und dafür gesorgt werden, dem Fahrradverkehr Priorisierung zu gewähren 
  • Infrastrukturimplementierung und Förderung von E-Bikes
  • Informationen über die besten Routen (Beschilderung und GPS Lösungen)
  • Vernetzung von Fahrrad und Offi`s, incl. Verleihsystem (z.B. Kostenlose Fahrradmitnahme in S-Bahnen mit extra Fahrradwagen. In Bussen, U-Bahnen und Taxen ist die Mitnahme auch möglich, jedoch nicht jederzeit (bei U-Bahnen z.B. nur außerhalb der Hauptzeiten und mit einem extra Fahrradticket) In Bussen haben Rollstühle und Kinderwagen stets Vorrang)
  • Einführen von Lösungen, die es ermöglichen sollen an Roten Ampeln mit dem Fahrrad rechts abbiegen zu dürfen

Sicherheit:

  • Räumliche Trennung vom Autoverkehr (ca. 10cm hohe Bordsteine, mindestens 1,7m breite Radstreifen, in der Regel Einbahnradwege)
  • Grüne Radrouten (Wege "durchs Grüne")
  • Neue Radwege und Radstreifen (30-40km)
  • Verbreiterung bestehender Radwege (10-30km) 
  • Fahrrad- und Busstraßen
  • Rücksichts- und Verhaltenskampagnen
  • Sichere Schulwege
  • Verkehrsunterricht an Schulen 
  • LED Lichter im Asphalt de anzeigen welche Transportform gerade Vorrang hat

Stadtleben:

Hier kommen alle Maßnahmen zusammen. Da das Fahrrad ein flexibles und platzsparendes Verkehrsmittel ist, trägt es maßgeblich zur Lebensqualität, besonders in eng besiedelten Gebieten bei. Je mehr Menschen mit dem Rad fahren, desto mehr Platz gibt es für alle im städtischen Leben. Das Umsteigen vom Rad auf "zu Fuß" soll einfach sein und es soll mehr Platz für Erholung innerhalb der Stadt geben. Auf einem Fahrrad kann die Stadt direkt, persönlich und spontan erlebt werden. Alle Maßnahmen zusammen sollen die Stadt schöner und sicherer machen, für jeden, der in ihr unterwegs ist.

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